Wirecard-Manager Marsalek floh offenbar nach Weißrussland
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Nach seiner Freilassung im Juni verschwand der ehemalige Vize-Chef von Wirecard, Jan Marsalek. Ein Registrierungsregister zeigt nun an, dass Marsalek nach Weißrussland geflohen ist – und verdächtigt.
GEs ist genau einen Monat her, seit Wirecards stellvertretender Küchenchef Jan Marsalek am 18. Juni, dem Tag seiner Freilassung, das letzte Mal von seinen Mitarbeitern gesehen wurde.
Danach floh Marsalek offenbar nach Weißrussland. Es schien so zu sein Untersuchung des „Spiegels“ und „Bellingcat“. Laut dem dortigen Einwanderungsregister betrat Marsalek in der Nacht des 19. Juni die Hauptstadt Minsk. Marsalek ist seitdem nicht mehr offiziell abgereist – und befindet sich daher in Weißrussland oder Russland. Es gibt keine Grenzkontrollen zwischen den Grenzen der beiden Länder.
Marsalek wurde zunächst auf den Philippinen verdächtigt. Einwanderungsbeamte berichteten auch, dass der 40-Jährige das Land betreten hatte. Doch kurz darauf sagte der Justizminister des Landes, die Einreise sei gefälscht.
Die neuen Erkenntnisse lassen den Verdacht aufkommen, dass Marsalek mit russischen Geheimdiensten zusammengearbeitet hat. Marsalek hatte in der Vergangenheit mit solchen Verbindungen geprahlt – aber vielleicht war es nur heiße Luft und er zeigte sich. Laut Medienberichten von „Spiegel“ verfolgt der russische Geheimdienst FSB Marsalek seit 2015. Marsalek selbst reiste immer wieder nach Russland.
Nach kurzen Berichten an einen Freund, der im „Handelsblatt“ steht, schrieb Marsalek nach seinem Verschwinden, er sei in einem Land „mit denselben Leuten, die noch vor 25 Jahren das Ruder führen“. Er hat auch einen „Business Jet“. Alexander Lukaschenko regiert seit Juli 1994 in Belarus.
Marsalek wird vorgeworfen, jahrelang ein Doppelleben geführt und Millionen von Euro unterschlagen zu haben. Er wird mit einem internationalen Haftbefehl gesucht.
Vorwürfe gegen die Kanzlei
Laut „Spiegel“ setzte sich die Kanzlei im vergangenen Jahr für den inzwischen insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard und den damals geplanten Marktzugang in China ein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach am 3. September 2019 mit dem ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg über die Pläne des Unternehmens, auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen.
Guttenberg beriet die Dax-Gruppe bei ihrer Expansion nach China mit ihrer Investment- und Beratungsfirma Spitzberg Partners. Am selben Tag sandte Guttenberg eine E-Mail an Lars-Hendrik Röller, Leiter der Abteilung Wirtschafts-, Finanz- und Energiepolitik der Kanzlei und Merkels persönlicher Vertreter für die G7- und G20-Gipfeltreffen.
Darin informierte er Röller laut „Spiegel“ über den beabsichtigten Marktzugang von Wirecard in China und fragte ihn am 6. und 7. September 2019 „flankierend im Rahmen der China-Reise“ Merkels. Nach der China-Reise antwortete Röller am 8. September Guttenberg. -mail „dass das Thema während des Besuchs in China angesprochen wurde und dass zusätzliche Unterstützung versprochen wurde“.
Fast zwei Monate später kündigte Wirecard an, Anteile an dem chinesischen Unternehmen AllScore Payment Services zu erwerben. Das in Peking ansässige Unternehmen ist laut „Spiegel“ umstritten. Im Jahr 2020 musste es in China eine Rekordstrafe für sein Engagement in der Spielebranche zahlen.
Im Wirecard-Skandal hat der Druck auf die Bundesregierung in jüngster Zeit zugenommen, insbesondere auf den Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD). Seinem Ministerium zufolge wurde dieser am 19. Februar 2019 darüber informiert, dass die Finanzaufsichtsbehörde der BaFin die Marktmanipulation bei Wirecard untersucht.
Wirecard meldete Ende Juni Insolvenz an, nachdem das Unternehmen zugeben musste, dass die angeblich auf asiatischen Bankkonten ausgewiesenen 1,9 Milliarden US-Dollar in der Bilanz nicht gefunden werden konnten. Bundesfinanzminister Scholz hat aufgrund des Rechnungslegungsskandals eine Reform der deutschen Finanzaufsicht angekündigt.
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