Die Koronakrise hat auch den Softwareanbieter SAP geprägt. Die wertvollste DAX-Gruppe muss ihre Gewinnerwartungen erneut senken. Gleichzeitig will das Unternehmen große Summen in das Cloud-Geschäft investieren. Die Aktie erlebt eine Katastrophe an der Börse.
Der Software-Riese SAP Aufgrund der Corona-Krise senkt sie zum zweiten Mal in diesem Jahr ihre Prognose für das laufende Jahr und kann ihre mittelfristigen Ziele nicht mehr erreichen. Die Walldorfer Dax-Gruppe begründete dies damit, dass sich die Nachfrage weniger gut entwickelt hat als erwartet. Investoren reagieren hektisch: Der Anteil des wertvollsten deutschen Unternehmens verliert ein Fünftel seines Wertes – und zieht damit den Dax deutlich in die roten Zahlen.
Der weltweit größte Unternehmenssoftwareanbieter geht nun davon aus, dass sich die Koronapandemie „wahrscheinlich bis mindestens zum ersten Halbjahr 2021 negativ auswirken wird“ und hat daher die Erwartungen gesenkt, an denen die Gruppe trotz der Krise festgehalten hatte. Dementsprechend könnte das Betriebsergebnis in den nächsten zwei Jahren auch „stagnieren oder etwas niedriger sein“.
Insbesondere erwartet der Konzern für 2020 ein währungsbereinigtes Betriebsergebnis zwischen 8,1 und 8,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 8,2 Milliarden Euro). Bisher wurden bis zu 8,7 Milliarden versprochen. In Bezug auf den Umsatz geht das in Walldorf ansässige Unternehmen nun von 27,2 bis 27,8 Milliarden Euro aus, anstatt der zuvor prognostizierten 27,8 bis 28,5 Milliarden Euro. Insgesamt waren es 2019 27,6 Milliarden Euro.
„Willst du ein Wachstumsunternehmen bleiben?“
Mit Investitionen im mittleren dreistelligen Millionenbereich will sich SAP in den nächsten zwei Jahren noch stärker auf das Wachstum mit Software über das Internet konzentrieren. Vor allem bestehende Kunden der SAP-Kernsoftware für die Unternehmensführung sollen nun auf Cloud-Angebote umgestellt werden. Die schnellere Umstellung der Kunden auf solche Programme dürfte das zuvor prognostizierte Wachstum der bereinigten operativen Marge (bereinigtes EBIT) bis 2023 auf rund 34 Prozent erheblich hemmen, wie SAP am Sonntagabend bekannt gab.
SAP-Chef Christian Klein verteidigte die Strategieänderung hin zu mehr Wachstumsinvestitionen als notwendigen Schritt. „Ich opfere nicht den Erfolg unserer Kunden, um unsere Marge kurzfristig zu optimieren“, sagte der CEO der Dax Group ntv. Kunden fragen zunehmend nach Software aus der Cloud. Die Aufrechterhaltung der alten mittelfristigen Ziele mit Fokus auf die eigene Rentabilität wäre daher gegen ihren Willen gewesen. CFO Luka Mucic fügte in einer Telefonkonferenz hinzu, dass das Management das Unternehmen nicht entsprechend der operativen Marge steuert. „Wir wollen ein Wachstumsunternehmen bleiben“, sagte der Manager.
Cloud-Verträge sind nur so lukrativ wie Softwarelizenzen für hohe einmalige Zahlungen mit längerer Laufzeit. Zu Beginn des letzten Jahrzehnts hatte SAP sein eigenes Cloud-Angebot vor allem durch milliardenschwere Akquisitionen gestärkt, in den letzten Jahren aber auch eigene Kernprogramme als Cloud-Versionen angeboten. „Wir glauben, dass Investitionen es uns ermöglichen werden, unseren Umsatz schneller zu steigern, wenn die Investitionsphase vorbei ist“, sagte Mucic.
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