Die hoch angesehene Marge stieg auf Non-IFRS-Basis auf 31,7 Prozent oder nach Bereinigung um Währungseffekte von 30,6 Prozent im Vorjahresquartal auf 31,9 Prozent. Analysten hatten 31,2 Prozent geschätzt.
Hintergrund ist ein überraschender Umsatzrückgang von 4 Prozent auf 6,535 Milliarden Euro, während das Betriebsergebnis um knapp 1 Prozent auf 2,069 Milliarden Euro zurückging. Die Schätzungen der Analysten für die Quartalszahlen, die eigentlich erst am Montagmorgen fällig sind, lagen mit 6,887 bzw. 2,117 Milliarden Euro höher. Alle Informationen sind auf Non-IFRS-Basis.
Das Cloud-Wachstum hat sich abgeflacht, das Lizenzgeschäft bröckelt weiter
Der Umsatz aus dem vielversprechenden Cloud-Geschäft stieg um 10 (2. Quartal: 19) Prozent unter den Erwartungen und erreichte 1,984 (Prognose: 2,112) Milliarden Euro. Der seit diesem Jahr erwähnte Auftragsbestand im Cloud-Bereich (aktueller Cloud-Auftragsbestand) hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum ebenfalls um 10 (2. Quartal: 20) Prozent auf 6,6 Milliarden Euro erhöht.
Im traditionsreichen, margenstarken Lizenzgeschäft verzeichnete SAP einen Rückgang um fast ein Viertel auf 714 (Vorjahr: 932) Millionen Euro.
Im Gegensatz zu den begrenzten Umsatz- und Gewinnerwartungen hat SAP die Cashflow-Erwartungen für 2020 weiter angehoben, die im April gesenkt und im Juli teilweise erhöht wurden, basierend auf einer nachhaltigen Verbesserung im dritten Quartal. Der Free Cashflow war mit 1.052 (Vorjahr: 370) Millionen Euro ebenso positiv wie der operative Cashflow mit 1.321 (638) Millionen Euro.
Unter dem Strich stieg das Ergebnis um 34 Prozent auf 2,098 Milliarden Euro, je Aktie auf 1,70 (1,30) Euro, ausgelöst durch einen hohen Beitrag von Sapphire Ventures. Der in Silicon Valley ansässige Risikokapitalgeber von SAP erzielte 715 Millionen Euro, gut 500 Millionen mehr aus der Aufwertung seiner Investitionen.
S / 4Hana zieht weiterhin (neue) Kunden an
Mit der SAP-Kerndatenbank S / 4Hana stieg die Kundenzahl um 20 Prozent auf 15.100, im Vorquartal lag die Wachstumsrate bei rund 22 Prozent. Die Zahl der Neukunden lag konstant bei rund 500.
SAP schneidet Jahresprognose und mittelfristige Ziele ab
Die Koronapandemie bringt Europas größten Softwarehersteller SAP in größere Schwierigkeiten als erwartet. Die Erholung der Nachfrage war aufgrund neuer Beschränkungen ebenfalls zurückhaltender als erwartet, wie die DAX-Gruppe am Sonntagabend in Walldorf überraschenderweise bekannt gab. Das Management um CEO Christian Klein erwartet nun weniger Umsatz- und Betriebsergebnisse als zuvor.
Da die Krise das Geschäft mindestens bis Mitte nächsten Jahres belasten wird und sich die Wechselkurse in letzter Zeit negativ entwickelt haben, dürften sich die Ziele für 2023 für Umsatz und Ergebnis um ein bis zwei Jahre verschieben.
SAP-Chef Christian Klein hat seine Strategieänderung hin zu mehr Wachstumsinvestitionen als notwendigen Schritt verteidigt. „Ich opfere nicht den Erfolg unserer Kunden, um unsere Marge kurzfristig zu optimieren“, sagte der CEO der DAX-Gruppe am Montag in einer Telefonkonferenz. Kunden fragten zunehmend nach Software aus der Cloud für die Nutzung über das Internet, so dass die Beibehaltung der alten mittelfristigen Ziele mit Fokus auf ihre eigene Rentabilität gegen ihren Willen gewesen wäre, sagte der 40-Jährige. CFO Luka Mucic fügt hinzu, dass das Management das Unternehmen nicht entsprechend der operativen Marge steuert. „Wir wollen ein Wachstumsunternehmen bleiben“, sagte der Manager.
Mit Investitionen im mittleren dreistelligen Millionenbereich will sich SAP in den nächsten zwei Jahren noch stärker auf das Wachstum mit Software über das Internet konzentrieren. Vor allem bestehende Kunden der SAP-Kernsoftware für die Unternehmensführung sollen nun auf Cloud-Angebote umgestellt werden. Die geplante schnellere Umstellung der Kunden auf solche Programme dürfte das zuvor geplante Wachstum der bereinigten operativen Marge (bereinigtes EBIT) bis 2023 auf rund 34 Prozent erheblich hemmen, wie SAP am Sonntagabend bekannt gab. Kleins Vorgänger hatte noch das Ziel Bill McDermott nachdem er Wachstum lange als oberste Priorität favorisiert hatte.
Cloud-Verträge sind nur so lukrativ wie Softwarelizenzen für hohe einmalige Zahlungen mit längerer Laufzeit. Zu Beginn des letzten Jahrzehnts hatte SAP sein eigenes Cloud-Angebot vor allem durch milliardenschwere Akquisitionen gestärkt, in den letzten Jahren aber auch eigene Kernprogramme als Cloud-Version angeboten. „Wir glauben, dass Investitionen es uns ermöglichen werden, unseren Umsatz schneller zu steigern, wenn die Investitionsphase vorbei ist“, sagte Mucic.
In diesem Jahr erwartet SAP nun einen Gesamtumsatz von 27,2 bis 27,8 Milliarden Euro bei konstanten Wechselkursen, also zu Wechselkursen des Vorjahres. Davor waren es 27,8 bis 28,5 Milliarden. Vor allem der Umsatz mit Cloud-Software dürfte mit 8 bis 8,2 Milliarden Euro schwächer ausfallen, während zuvor 8,3 bis 8,7 Milliarden Euro angestrebt wurden. Das Betriebsergebnis soll nun zwischen 8,1 und 8,5 Milliarden Euro statt zwischen 8,1 und 8,7 Milliarden Euro liegen.
Die Aktien des wertvollsten deutschen Unternehmens verloren kurz nach acht Uhr auf der Tradegate-Handelsplattform rund 14 Prozent. In einer ersten Reaktion schrieb UBS-Analyst Michael Briest, das Paradies sei verschoben worden. Geduld ist jetzt erforderlich. Die Markterwartungen für das Betriebsergebnis 2023 dürften um rund 20 Prozent sinken. Die JPMorgan-Expertin Stacy Pollard stornierte ihre Kaufempfehlung für die Aktie und senkte das Kursziel von 160 auf 120 Euro. Auch wenn sie mit Verschiebungen der mittelfristigen Gewinnziele gerechnet hat, sind die neuen Ambitionen viel schwächer als gedacht.
(dpa-AFX / Dow Jones)
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