Sizilien will Aufnahmezentren für Migranten schließen

Sizilien will Aufnahmezentren für Migranten schließen

V. V.Vier Wochen vor den Regionalwahlen in sieben der 20 Regionen Italiens am 20. September hat der innenpolitische Streit um illegale Migranten und die potenzielle Bedrohung durch Covid-19, die sie darstellen, zugenommen. Der sizilianische Regionalpräsident Nello Musumeci erließ am Sonntagmorgen in Palermo ein Dekret, wonach alle Aufnahmezentren für Migranten am Montagabend um Mitternacht geräumt und geschlossen werden müssen. Musumeci begründete die außerordentliche Ordnung mit den Risiken für die öffentliche Gesundheit, die Migranten für die Bevölkerung darstellen. In den letzten Wochen hatten mehr als 70 Migranten in Sizilien und Lampedusa positiv auf Sars-Cov-2 getestet. Die Armee sollte eingesetzt werden, um die zweiwöchige Quarantäneanforderung für alle Migranten in den Aufnahmelagern durchzusetzen.

Matthias Rüb

Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.

Das Innenministerium in Rom sagte am Sonntagnachmittag, dass Musumecis Dekret irrelevant sei, da die Migrationspolitik Sache der Zentralregierung in Rom und nicht der regionalen und lokalen Verwaltung sei. Gleichzeitig hat das Ministerium Anstrengungen unternommen, um zu deeskalieren. Niemand in Rom bestreitet, dass die Situation in Sizilien und insbesondere in Lampedusa schwierig ist, sagte er. Es wird alles getan, um den Druck auf die Inseln und ihre Menschen zu verringern.

Musumeci hat Rom und Brüssel lange Zeit beschuldigt, die italienischen Mittelmeerinseln mit dem Flüchtlingsproblem allein gelassen zu haben: „Sizilien verteidigt sich jetzt gegen eine Invasion, während Europa uns den Rücken kehrt und die Regierung in Rom inaktiv ist.“ Nach Angaben des Innenministeriums haben bisher fast 16.800 Migranten Italien erreicht. Im Jahr 2019 waren es im ganzen Jahr mehr als 4.400, im Vorjahr rund 19.400.

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Das überfüllte Aufnahmezentrum für Migranten und ein katholisches Aufnahmezentrum in Lampedusa sind von der Evakuierungsentscheidung besonders betroffen: Die südlichste italienische Mittelmeerinsel gehört zum Verwaltungsgebiet der südsizilianischen Provinz Agrigento. Laut lokalen Medienberichten leben derzeit rund 1.400 Migranten in den beiden überfüllten Zentren auf Lampedusa in den letzten Tagen in Holz- und Gummibooten aus Tunesien. Am Sonntag war zunächst unklar, ob die Polizei von Lampedusa dem endgültigen Befehl des Regionalpräsidenten zur Evakuierung des Lagers oder stattdessen dem Innenministerium in Rom gehorchen und untätig bleiben würde.

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