Rezension: Berlin JWD - Cineuropa

Rezension: Berlin JWD – Cineuropa

– In seinem neuesten Spielfilm lädt Bernhard Sallmann den Zuschauer zu einem Spaziergang durch die faszinierende und schroffe Landschaft des Berliner Umlandes ein

„Die Rückseite des Jenseits“ ist was Bernhard Salmann nennt den geografischen Schauplatz seines neusten Spielfilms, Berliner JWD. Der in Berlin lebende, in Österreich geborene Filmemacher verlässt seine übliche Palette ländlicher Landschaften und erkundet die Vororte seiner Wahlheimat. Das Feature hatte gerade seine Weltpremiere in der Sektion Local Artists 2022 von Europa durchqueren.

Der Track „JWD“ des Titels gibt bereits das Grundthema vor. Es steht für den Berliner Slang-Ausdruck „Janz weit draußen– oder „sehr weit draußen“. Inspiriert vom späten 19undFreizeitaktivitäten des letzten Jahrhunderts einer Bevölkerung in einer schnell wachsenden Stadt, verbringt der Filmemacher seine Freizeit am Wochenende jedoch nicht im fernen Wannsee oder in der Schönholzer Heide. Stattdessen taucht es in beliebte Orte und Nicht-Orte ein, die um die äußere Krone herum verstreut sind und in Transitbegriffen als „Bereich B“ bekannt sind.

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Diese Orte entsprechen jedoch möglicherweise nicht der Landschaft, die die Menschen vor über 100 Jahren genossen haben. Die Ansicht, die der Öffentlichkeit präsentiert wird, ist ein Zeugnis einer Stadt in ständiger Entwicklung und Wachstum und befeuert das Sprichwort, dass Berlin nie ganz fertig ist. Dies ist ein Beweis dafür, dass urbaner Lebensraum bis in die hintersten Winkel der Stadtgrenzen vordringt. Das sind meist Nicht-Orte, die Menschen hauptsächlich durchqueren, an denen sie sich aber nie aufhalten.

Sallmann bietet eine Reihe von Autobahnen, die das ansonsten unberührte Grün durchqueren, Industrien, die die Skyline dominieren, und eine vielfältige Auswahl anderer Betontempel, die die ländliche Landschaft schnell verschlingen. Andererseits verirrt es sich auch in friedliche Parks, unberührte Ufer und beliebte Wandergebiete. Eine vertraute Konstante ist die Nadel des Fernsehturms am Alexanderplatz, die nicht nur einen geografischen Anker, sondern auch den nötigen Maßstab bietet, um Entfernungen festzustellen.

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Während wir die Landschaft durch statische Luftaufnahmen mit Weitwinkelobjektiv aufnehmen, bewegen sich Menschen, Boote, Radfahrer und Autos in das Bild hinein und wieder heraus, was dem Ganzen einen Hauch von stoischer Ruhe verleiht. Autolärm begleitet die meisten Szenen, wobei Erholungsgebiete es uns ermöglichen, zumindest ein paar geräuschfreie Bilder von zwitschernden Vögeln und dem Wind zu genießen, der die Blätter raschelt. Nichts scheint sich jemals zu ändern.

Allerdings zeigt Sallmann für einige seiner Orte eine besondere Neugier. Hier können der Regisseur und sein Zuschauer in der Lektüre des Stoffes auseinander gehen. Während der Film dazu anregt, sich ein persönliches Bild von den gezeigten Orten zu machen, braucht es Geschichtsinteressierte, um die Zusammenhänge zu verstehen, etwa die Verbindung des Dritten Reichs zu Orten wie Dichtervillen oder der Karl-Bonhoeffer-Psychiatrie. . Oder dass die seichten Hügel, auf denen Jugendliche skaten und Rad fahren, aus alten Trümmern einer zerbombten Stadt bestehen.

Andere Orte, wie der ehemalige Flughafen Berlin-Tegel, jetzt die „Urban Tech Republic“, ein aktuelles Ankunftszentrum für ukrainische Flüchtlinge und ein zukünftiges Zentrum für technische Innovationen, sprechen eine universellere Sprache. Verlorene und verlassene Orte wie das ehemalige Büro von IBM Deutschland, dessen Gelände sich langsam die Natur zurückerobert, ziehen uns in ihren Bann.

Diese manchmal unverständliche Faszination für bestimmte Orte kann die 74 Minuten Laufzeit manchmal lang oder repetitiv machen. Dennoch bietet Sallmann wieder eine akribisch beobachtete Meditation über seine Umgebung. Es ist ein Zeugnis der Traurigkeit der Zersiedelung der Städte und ein flüchtiger Blick auf ein Gebiet, das für die meisten von uns nur ein weiteres Etikett auf einem Stadtplan ist.

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Berliner JWD ist eine deutsche Produktion von Bernhard Sallmann selbst.

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