Die in Bildern sichtbaren Rillen sind wahrscheinlich auf Gezeiteneffekte zurückzuführen, die die Kruste brechen. Dadurch entstehen Geysire, die wiederholt Wasserdampf in den Weltraum blasen, angetrieben von tiefen heißen Quellen. Mineralien haben die Gräben im Laufe der Zeit rötlich gemacht, was Europa sein besonderes Aussehen verleiht.
Exobiologen betrachten die Thermalquellen unter dem Eis als potenziellen Lebensraum für außerirdische Mikroben. Europa steht entsprechend ganz oben auf der Prioritätenliste der NASA: Bis Mitte der 2020er Jahre soll eine neue Milliarden-Dollar-Sonde an Jupiters Mond, den „Europe Clipper“, geschickt werden. Es soll große Ellipsen um den Jupiter ziehen und alle paar Wochen an Europa vorbeifliegen.
Aus Sicht der Planetologen hätte die Mission etwas ehrgeiziger sein sollen, daher gab es immer Gespräche über Sonden, die den Mond umkreisen. Dies würde die Mission jedoch erheblich komplexer machen. Im Magnetfeld des Jupiter sausen große Mengen geladener Teilchen herum. Sie erfordern daher eine besonders robuste Elektronik und eine intelligente Missionsplanung, wenn Sie dauerhaft in der Nähe des Gasriesen bleiben möchten, was für einen europäischen Orbiter erforderlich wäre. Im Gegensatz dazu ist eine Sonde, die längliche Ellipsen um Jupiter fliegt, einfacher zu implementieren.
Einige Wissenschaftler träumen auch von einem Landemodul. In der Zwischenzeit schien es, dass die ESA einen so kleinen Roboter zu Europa Clipper beitragen könnte. Dieser Plan ist jedoch jetzt still geworden. Stattdessen erwägt die NASA jetzt eine Folgemission, die auf die Landung in Europa abzielt. Das Projekt scheint jedoch keine hohe Priorität zu haben. Zuletzt die NASA auf den Backburner setzen. Wahrscheinlich auch, weil die Entwicklung im führenden Jet Propulsion Laboratory in Pasadena gegen die Arbeit am neuen Marsrover gekämpft haben soll.
3. Titan
Einer der großen Momente der europäischen Raumfahrt fiel am 14. Januar 2005: Die Cassini-Begleitsonde „Huygens“ berührte Titan sanft auf dem Saturnmond und schickte kurz darauf Bilder und Messdaten zur Erde. Sie zeigen eine bizarre Welt, die in Bezug auf Exotik im Sonnensystem ihresgleichen sucht.
Titan hat eine stattliche Atmosphäre, die zu 98 Prozent aus Stickstoff besteht. Darüber hinaus ist Methan allgegenwärtig. Aufgrund der extrem niedrigen Temperaturen kondensiert das Gas zu einer Flüssigkeit. Dementsprechend ist Titan neben der Erde, auf der es regnet, der einzige bekannte Himmelskörper. Darüber hinaus gibt es Methanseen und Methanflüsse, die im felsigen Wassereis schwappen. Unter der eiskalten Oberfläche kann sich sogar flüssiges Wasser befinden.
Dementsprechend hat der Himmelskörper lange die Fantasie der Ingenieure angeregt. Der Vorschlag, ein kleines Boot auf einem der Methanseen zu starten, ist fast legendär. Am Ende war es wahrscheinlich zu riskant – oder zu teuer. Diese Mission, der auch einen Besuch beim Eismond Enceladus geplant hätte, wurde 2009 auf die Fassade geschoben. Stattdessen entschied sich die NASA für eine ehrgeizige Jupiter-Mission, die sich schnell in besser verwaltbare Projekte aufteilte: Neben Europa Clipper führte dies auch zur JUICE-Sonde der ESA.
Immerhin will die NASA Ende 2020 eine kleinere Mission an Titan senden: „Dragonfly“ wird im Wesentlichen eine Quadrocopter existieren, nämlich den Mond nach der Landung aus der Luft zu erkunden.
4. Uranus und Neptun
Zwei eiskalte Gaskugeln laufen weit hinter Jupiter und Saturn her. Aus Sicht der Wissenschaftler gehören Uranus und Neptun zu ihrer eigenen Planetenklasse: den Eisriesen, die hauptsächlich aus Wasser, Methan und Ammoniak bestehen. Sie wissen nicht viel darüber – Es gibt einige kleinere Eisriesen, sogenannte Mini-Neptune, wahrscheinlich der häufigste Planet im Weltraum.
Bisher hat nur ein Raumschiff Uranus und Neptun aus der Nähe gesehen: Voyager 2 raste Ende der 1980er Jahre mit großer Geschwindigkeit an den beiden Planeten vorbei. Forscher haben lange Zeit einen oder zwei separate Orbiter gefördert, die die beiden bläulichen Kugeln über einen längeren Zeitraum und mit modernen wissenschaftlichen Instrumenten genauer betrachten. Ein Teil einer solchen Mission könnte darin bestehen, eine Art Boje in die Atmosphäre der Eisriesen zu versenken. Vielleicht ist es möglich herauszufinden, wie es im Inneren aussieht. Hier sind exotische Dinge wie vom Himmel fallende Diamanten und eine neue Molekülstruktur aus gefrorenem Eis denkbar.
Bisher gibt es jedoch keine endgültigen Pläne für eine solche Mission. Sollte es jemals Realität werden, gäbe es einen schönen Bonus: Die Sonde kann immer am Neptunmond Triton vorbeifliegen, einem der faszinierendsten Himmelskörper im äußeren Sonnensystem. Es ist größer als Pluto und mit einer gezackten Eiskruste bedeckt, die an vielen Stellen durch geologische Kräfte und Meteoriteneinschläge aufgerissen wurde.
Wie Europa und Enceladus scheint Triton immer Stickstoff durch Geysire in den Weltraum zu blasen. Triton ist auch in anderer Hinsicht etwas Besonderes: Es umkreist Neptun gegen die Drehrichtung. Forscher vermuten daher, dass es sich um einen Himmelskörper aus dem eisigen Kuipergürtel handelt, den Neptun irgendwo in der fernen Vergangenheit aufgezeichnet hat.
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