WIEN (Reuters) – Österreich, das trotz der Besetzung Kabuls durch die Taliban auf seiner Absicht bestand, weiterhin illegale Einwanderer nach Afghanistan abzuschieben, hat am Montag als Alternative die Einrichtung von „Abschiebezentren“ in Nachbarländern vorgeschlagen.
Die Konservativen von Bundeskanzler Sebastian Kurz haben die Einwanderung in den Mittelpunkt ihrer Agenda gesetzt und seit der Migrationskrise 2015-2016, in der das kleine Land, in dem mehr als ein Prozent der Bevölkerung Asyl suchte, alle Parlamentswahlen gewonnen.
Österreich war einer von sechs EU-Mitgliedstaaten, die vergangene Woche die Europäische Kommission davor gewarnt haben, die Abschiebung abgewiesener afghanischer Asylbewerber, die in Europa ankommen, trotz der Vorstöße der Taliban zu stoppen. Seitdem haben drei der sechs – Dänemark, Deutschland und die Niederlande – nachgegeben.
„Wenn Abschiebungen aufgrund der uns durch die Europäische Menschenrechtskonvention auferlegten Einschränkungen nicht mehr möglich sind, müssen Alternativen geprüft werden“, sagte der österreichische Innenminister Karl Nehammer in einer gemeinsamen Erklärung mit Außenminister Alexander Schallenberg.
„Abschiebungszentren in der Region um Afghanistan wären eine Möglichkeit. Das erfordert die Stärke und Unterstützung der Europäischen Kommission. Ich werde sie dem Innenrat vorschlagen“, fügte Nehammer hinzu und verwies auf ein Online-Treffen der EU-Innenminister am Mittwoch. .
Er und Schallenberg schlugen zudem eine Ausweitung des Treffens auf Außenminister zur Koordinierung der Afghanistan-Politik vor. Doch kurz darauf berief der außenpolitische Chef des Blocks für Dienstag ein Treffen der Außenminister zu Afghanistan ein.
Die Konservativen von Kurz regieren in Koalition mit den linken Grünen, von denen viele gegen weitere Abschiebungen von Afghanen sind. Gleichzeitig warf die rechtsextreme FPÖ den Tories falsche Entschlossenheit vor, Österreich habe seit zwei Monaten keine Afghanen ausgewiesen.
(Berichterstattung von François Murphy; Redaktion von David Evans)
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