Als Net-Sats bezeichnet, haben sie die Größe eines Schuhkartons und sollten über Netzwerke großartige Leistungen erbringen: Vier Minisatelliten aus Würzburg werden heute an Bord einer Sojus-Rakete gestartet.
Von Josef Lindner, BR
Heute freuen sich Klaus Schilling und sein Team vom Würzburger Zentrum für Telematik auf Russland. Eine Sojus-Rakete wird im Raumhafen Plesezk abgefeuert und nimmt vier in Würzburg entwickelte Satelliten in den Weltraum auf.
Macht durch Vernetzung
Die kleinsten Satelliten haben jeweils die Größe eines Schuhkartons und wiegen vier Kilogramm. Das Besondere daran: Die sogenannten Net-Sats können sich organisieren und positionieren. Dies erfordert eine fortschrittliche Steuerungstechnologie.
Informationen von den einzelnen Satelliten werden gesammelt und wie ein Puzzle zusammengesetzt. Auf diese Weise erzeugen sie dreidimensionale Bilder, die sie zur Erde senden. Die Wissenschaftler aus Würzburg haben etwa sechs Jahre an der Technologie gearbeitet.
Der Countdown läuft
Der Launcher wird am frühen Nachmittag unserer Zeit gestartet. Der Plan: In einer Höhe von 1.500 Kilometern werden nur drei große Kommunikationssatelliten freigesetzt. Dann sinkt es. Würzburgs Minisatelliten befinden sich bis zu 600 Kilometer über der Erde. Das wird heute wahrscheinlich gegen 18 Uhr passieren.
Derzeit haben die Würzburger jedoch keinen Funkkontakt. Eine Verbindung ist nur möglich, wenn die Net-Sats direkt über Würzburg fliegen. Wenn alles gut geht, wird es morgen sein. Dann werden die Systeme aktiviert und bis Ende der Woche sollten alle vier Minisatelliten Daten aus dem Weltraum bereitstellen. So bleibt es auch nach dem Start für die Weltraumforscher aus Würzburg spannend.
Bayern als Forschungsstandort stärken
Die fränkischen Wissenschaftler sind Experten für Minisatelliten. Sie wollen zeigen, dass vernetzte Minisatelliten Großes leisten können. Die kleinen Geräte können beispielsweise Wolken messen und damit einen wichtigen Beitrag zur Meteorologie leisten. Das bayerische Wirtschaftsministerium unterstützt die Forschung im Telematikzentrum Würzburg. Ministerpräsident Markus Söder will mit seinem Raumfahrtprojekt „Bavaria One“ den Wirtschaftsstandort Bayern stärken.
Auf jeden Fall locken die Minisatelliten junge Wissenschaftler nach Niederfranken. Die Universität Würzburg bietet auch den internationalen Spacemaster-Kurs an. „Wir sehen enorme Chancen, künftige Arbeitsplätze in Bayern und Franken zu finden“, sagt Klaus Schilling vom Zentrum für Telematik.
Weitere Missionen geplant
Alle Ergebnisse dieser Mission fließen in das nächste Erdbeobachtungsprojekt ein. Die „TIM – Telematics International Mission“ ist für 2021 geplant. Das Würzburger Zentrum für Telematik koordiniert Partner aus fünf Kontinenten, um mithilfe von neun Satelliten 3D-Erdbeobachtungen für Vulkanausbrüche, Erdbeben und Schiffsbewegungen durchzuführen.
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