Aktualisiert am 17. August 2020, 15:45 Uhr
Ein Schwanz am Horizont, ein Urknall: Wenn Meteore in die Erdatmosphäre eindringen, verbrennen sie normalerweise – oft unbemerkt. Für einige Menschen ist jedoch ein solches Ereignis von besonderem Interesse: Meteoritenjäger. Jedes Mal, wenn ein solcher Felsbrocken auf die Erde fällt, sind sie da. Denn: Ein Fund kann lukrativ sein.
Im hohen Norden Deutschlands wurden die Menschen im vergangenen September von einem lauten Knall überrascht. Augenzeugen sahen einen Feuerball am Horizont. Es war ein Stein aus dem Weltraum, der in die Erdatmosphäre eindrang: ein Meteor.
Der Meteorit (so werden die Teile eines Meteors genannt, die die Erdoberfläche erreichen) wurde zufällig gefunden: Erik Due-Hansen aus Flensburg fand den Stein 24,5 Gramm wiegen in seinem Garten. Eine sensationelle Entdeckung für die Wissenschaft. Und der Traum eines jeden Meteoritenjägers.
Wenn ein Meteorit die Erde trifft, muss man schnell sein
Träumt auch von einem solchen Fund Markus Paul, Meteoritenjäger aus Nordrhein-Westfalen. Immerhin fallen jedes Jahr ein paar Tonnen außerirdisches Gestein auf die Erde.
Die schlechte Nachricht: 75 Prozent von allem Meteoriten Land im Meer. Und die meisten Meteoriten kommen in der Wüste vor, erklärt Markus Paul. Der Grund ist einfach: Der Stein aus dem Weltraum ist schwarz oder braun, was es einfacher macht, auf dem klaren Wüstensand zu erkennen.
Experten schätzen, dass jedes Jahr etwa 19.000 Meteoriten auf die Erde fallen. Die Größe von Deutschland Das sind durchschnittlich 14 Meteoritenstürze pro Jahr in Deutschland.
Wenn ein Meteorit in die Erdatmosphäre eindringt und verbrennt, muss ein Meteoritenjäger schnell sein. Markus Paul durchsucht weiterhin das Internet und die Medien nach regionalen Angelegenheiten. „Ich arbeite Vollzeit als Physiotherapeut und kann nicht da sein, wenn ein Meteorit fällt. Aber wenn ein Fall an meiner Tür steht, bin ich da.“
Und am besten sehr schnell: denn nur Meteoriten, die „gerade vom Himmel gefallen“ sind, sind leicht zu finden. Wenn der himmlische Felsen längere Zeit auf dem Boden liegt, beginnt er aufgrund seiner eisenhaltigen Natur schnell zu rosten. Nach einigen Jahrzehnten lösen sich Meteoriten vollständig auf.
Meteoritenjagd mit Magnet und Metalldetektor
Als am 10. Juli 2018 in Renchen in Ortenau (Baden-Württemberg) ein Meteorit vom Himmel fiel, war auch Markus Paul dabei. Obwohl jemand anderes versehentlich einen Großteil des Meteoriten entdeckt hatte, suchte Paul immer noch. „Ich habe eine Streukarte vom Aerospace Center erhalten und vier Monate lang nach Fragmenten des Meteoriten gesucht.“
Ausrüstung eines Meteoritenjägers: ein gutes Auge, ein starker Magnet und ein Metalldetektor. „Alle Meteoriten haben einen hohen Eisen- und Nickelgehalt und sind daher ferromagnetisch. Deshalb benutze ich einen Suchstab mit einem Magneten, um zu suchen“, sagt Paul. Systematisch wie auf einem Schachbrett ging er immer wieder mit konzentriertem Blick durch die Gegend.
Idealerweise können Sie einen Meteoriten aus der Ferne sehen. Weil sich das außerirdische Gestein von normalen Steinen und Kieselsteinen unterscheidet. Die dunkle Glasurkruste ist typisch für Meteoriten. Mit dem Magneten kann überprüft werden, ob der Stein nur ein Stein oder möglicherweise ein potenzieller Himmelskörper ist. Der Metalldetektor hilft bei der Suche nach Meteoriten, die infolge des Aufpralls unter die Erdoberfläche eingedrungen sind.
Während seiner viermonatigen Suche in Renchen fand Markus Paul auch Gold: „Ich habe einige dunkle magnetische Gesteine entdeckt, die einem Meteoriten sehr ähnlich sahen.“
Wenn ein Meteorit gefunden wird, gibt es eine Belohnung für einen Finder
Wenn ein Meteoritenjäger Material findet, kann er es an das Luft- und Raumfahrtzentrum senden. Dies steuert den Felsen. Wenn es sich um einen Meteoriten handelt, gibt der Staat normalerweise eine Findergebühr – und diese kann hoch sein. Erfolgreiche Meteoritenjäger verdienen bis zu ein paar tausend Euro pro Fund.
Ein Mann aus Flensburg findet im September einen schwarzen Stein in seinem Garten. Wissenschaftler haben jetzt entdeckt, dass dies ein sehr seltener Meteorit ist. Es ist eine der wichtigsten wissenschaftlichen Entdeckungen in Deutschland. (Copyright: Bildbündnis / Michael C. Möller / WWU / dpa)
Sammler sind aber auch bereit, viel Geld für ein Stück Platz auszugeben. Der Preis für Meteoriten ist jedoch auf dem Sammlermarkt sehr unterschiedlich. Sammler zahlen je nach Gewicht, Art des Meteoriten und seiner Vollständigkeit Preise von 30 Cent pro Gramm bis zu mehreren hundert Euro.
Hier konzentrieren sich Sammler hauptsächlich auf visuelle Anomalien – ein ausgestellter Meteorit muss schön aussehen. Wenn Sie also einen polierten Meteoriten mit einer schmelzenden Kruste finden, die im Inneren glitzert, haben Sie gute Chancen, das Stück für viel Geld loszuwerden. Im Gegensatz zu Gold ist der reine Materialwert eines Meteoriten gering, hier trifft Exklusivität auf die Leidenschaft der Sammler. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.
Der bisher teuerste Meteorit war übrigens ein Pallasit-Meteorit aus China. Er hat 1,7 Millionen Euro bei einer Auktion gesammelt – und ist jetzt bei einem anonymen Sammler zu Hause.
Dies ermutigt viele Entdecker. Der berühmteste deutsche Meteoritenjäger, Thomas Grau, sucht sogar ganztägig und reist ins Ausland, um danach zu suchen. Denn selbst wenn es in Deutschland durchschnittlich 14 Fälle pro Jahr gibt, ist die Wahrscheinlichkeit, einen Meteoriten zu finden, in den Wüstenregionen Afrikas oder Amerikas oder in der Antarktis viel höher. Die günstigen geologischen Bedingungen und die langsamere Verwitterung erhöhen die Wahrscheinlichkeit, extreme Ergebnisse zu erzielen.
Zurück zu Markus Paul und seiner Entdeckung in Renchen. „Leider waren die von mir eingereichten Funde keine außerirdischen Steine, sondern Eisenschlacke von der Erde“, sagt er. Die meisten Meteoritenfunde sind auch mehr oder weniger zufällig. Wanderer stolpern über ungewöhnliche Steine, Menschen finden ungewöhnliche Steine in ihrem Garten – wie im Fall von Flensburg.
Aufgeben ist für Markus Paul jedoch keine Option. Der Meteoritenjäger beschäftigt sich seit acht Jahren mit außerirdischen Gesteinen. Die viermonatige Suche in Baden-Württemberg war seine bisher längste Mission. Heute unterrichtet er Meteorologie an Schulen und bringt die Schüler der Faszination der Weltraumfelsen näher. Bis er wieder anfängt zu suchen.
Verwendete Quellen:
- Gespräch mit dem Meteoritenjäger Markus Paul
- Meteoritenland.de: „Suchen und finden Sie Meteoriten selbst – ist das möglich?“
- Ndr.de: Meteorit „Flensburg“ ist ein Sensationsfund
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