Der erste Eindruck: Die neue Mercedes S-Klasse ist ein stattliches Auto, aber kein schillerndes. Anders als das BMW 7er Serie folgt das Mercedes-Flaggschiff einer ruhigen Linie im Design des Kühlergrills und der Scheinwerfer.
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Mercedes S-Klasse: digitale Schlittenfahrt
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Was der Hersteller sagt: „Das beste Auto der Welt“ – wenn der Mercedes-Vorstand über die S-Klasse spricht, wählen sie große Worte. Das Flaggschiff ist die erfolgreichste und fortschrittlichste Luxuslimousine, sagt Daimler-Chef Ola Källenius. „Die neue S-Klasse wird in der Automobilindustrie erneut den Ton angeben“, sagt Uwe Ernstberger, Leiter der Serie. „Die S-Klasse bietet bahnbrechende Innovationen von Sicherheit und Komfort bis hin zu Effizienz.“
Die Liste der Technologiepremieren reicht von 2,6 Millionen Pixel starkem digitalem Licht bis zu vierdimensionalem Klang. Sie hören es nicht nur, Sie fühlen es auch – dank Vibratoren in den Sitzen. Und ja, es gibt auch ein beheiztes Nackenkissen für den Fahrer. All dies klingt mehr oder weniger beeindruckend, aber die S-Klasse muss an der Perfektion der Vorgängermodelle und allgemein am extrem hohen Standard im Segment gemessen werden. Es gibt nur Fortschritte auf dieser Ebene in Dreifache Schritte. Mercedes setzt auf Profit und Umwelt: Das Plug-in-Hybridauto wird erst im Frühjahr mit einer bisher unerreichten Reichweite von mehr als 100 Kilometern auf den Markt kommen. Der EQS als vollelektrische Alternative zur S-Klasse wird voraussichtlich erst Ende 2021 erscheinen.
Das haben wir bemerkt: Fahren oder fahren lassen? Die S-Klasse trifft diese Entscheidung für uns zu Beginn der Testrunde – sie kontrolliert. Der Mercedes rollt die ersten Meter ohne Passagiere durch das Parkhaus am Stuttgarter Flughafen und positioniert sich für den Abflug. Bisher hat nicht einmal Tesla das gewagt, obwohl die Amerikaner mit ihrem Autopiloten wenig Skrupel haben. Zukünftig kann die Limousine auch gemäß Stufe 3 der autonomen Fahrskala selbständig auf der Straße fahren. Der Fahrer kann sein Handy herausziehen oder sich eine Zeitschrift ansehen – zumindest auf der Autobahn und bis zu 60 km / h. Das wird erst nächstes Jahr kommen, aber dann wird Mercedes immer noch ganz vorne mit dabei sein. Audi hatte sich inzwischen im A8 von der Technik zurückgezogen. Die Fahrer der S-Klasse haben jedoch von Anfang an eine Armee von Assistenten bereit. Ihre Sensoren sind noch schärfer und sie treffen Entscheidungen schneller.
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Der Antrieb passt zu dieser Mühelosigkeit: Das Automatikgetriebe schaltet unmerklich, bei den meisten Modellen sorgt ein Allradantrieb für die bestmögliche Traktion. Es ist spektakulär unspektakulär, Raum und Zeit verschwimmen. Auf dieser Seite eines Rolls-Royce können sich Insassen in keinem anderen Auto so mühelos und ruhig bewegen.
Wenn der Verkehr dichter und die Straße enger wird, macht es Spaß. In Kurven dreht der Mercedes die Hinterräder um bis zu zehn Grad. Dies reduziert den Wendekreis um rund zwei Meter. Das Auto kreist mit einer Schaukel auf den engsten Parkplatz und ist wie die A-Klasse gegliedert, obwohl es fast zwei Meter kürzer ist. Die Hinterachslenkung macht es möglich: Sie gibt es schon lange mit der Konkurrenz, aber die Schwaben setzen die Technologie konsequenter ein. Aber Vorsicht: Der Fahrer muss auf die Felgen an der Innenseite der Kurve achten, die so eng sind wie der Radius des Autos – nicht, dass sie am Bordstein kratzen.
Das muss man wissen: Mercedes hat ein neues Werk für die S-Klasse gebaut. Rund 700 Millionen Euro teuer, 30 Fußballfelder groß und voll digitalisiert, soll die Anlage so sparsam wie möglich arbeiten. Wenig von den bis zu 25 Prozent niedrigeren Produktionskosten erhält der Kunde. Wenn die S-Klasse im Dezember in den Handel kommt, kostet das billigste Modell – der S 350d mit einem 286 PS starken Sechszylinder-Diesel – 96.094 Euro. Für den S 500 mit 435 PS und (nur) sechs Zylindern sind mindestens 117.786 Euro fällig. Klar, teurer ist auch möglich. Der Maybach, der immer wieder mit einem V12-Motor ausgestattet wurde, ist bereits fertig und es wird auch eine AMG-Variante geben.
Es beginnt mit zwei Dreiliter-Sechszylinder-Dieselmotoren mit 286 oder 330 PS und Benzinmotoren mit 367 oder 435 PS. Ein klassischer V8 und der Plug-in-Hybrid werden im Frühjahr folgen. Sein 367 PS starker Benzinmotor wird mit einem 150 PS starken Elektromotor und einer Batterie von fast 30 kWh kombiniert.
Mercedes setzt bereits in anderen Baureihen die Motoren des Reinverbrennungsmotors ein, die Neungang-Automatik stammt vom Vorgängermodell. Aber alles andere ist laut Plattform neu an der S-Klasse. Der Körper wächst in jeder Dimension. Die S-Klasse ist normalerweise 5,18 Meter lang, die lange Version 11 Zentimeter länger (Zuschlag in Deutschland: rund 3000 Euro). Wenn es um Sicherheit geht, setzt die S-Klasse auf Technologie statt auf Einschränkungen: Während Konkurrenten wie Volvo alle Autos auf 180 km / h beschränken, um das Leben zu schützen, bietet Mercedes ein aktives Fahrwerk mit 48-Volt-Technologie an. Es schützt vor Fliehkraft und hebt das Auto bei einer Kollision blitzschnell bis zu acht Zentimeter an. Bis zu 16 Airbags sind an Bord, darunter erstmals Frontairbags für die Fondpassagiere.
Eine weitere Neuerung ist, dass das Infotainmentsystem jeden Passagier individuell anspricht. Es kann mit Fingerabdruck, Gesichts-Scan und Zahlungsfunktion personalisierter werden. Und dann gibt es einen echten Kulturschock: Die S-Klasse ist jetzt in Ihrem Duett.
Wir werden nicht vergessen: Das Highlight ist die dreidimensionale Anzeige hinter dem Lenkrad. Es entfaltet seinen vollen Tiefeneffekt, ohne dass der Fahrer eine spezielle Brille tragen muss. In Zeiten, in denen sich neue Marken wie Byton durch die Größe der Bildschirme definieren und in China Pixel entscheidender sind als PS, könnte diese Besonderheit einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg der S-Klasse leisten.