Gusenbauer spendet MOWA seine Hochsprung-Weltrekordplakette

Gusenbauer spendet MOWA seine Hochsprung-Weltrekordplakette

Vier internationale Erfolge vor fünf Jahrzehnten markieren die große Karriere der Hochspringerin Ilona Gusenbauer.

Im März 1970 gewann sie in Wien den Hallen-Europameistertitel, ein Jahr später holte sie Gold bei den Europameisterschaften in Helsinki und holte 1972 in München Olympia-Bronze. Doch sie wurde zu einer Legende der österreichischen Leichtathletik im Land des Wintersports seinen Weltrekord, indem er am 4. September 1971 in Wien Iolanda Balas mit 1,92 m entthronte.

Zum Jubiläum dieses Weltrekords freut sich World Athletics Heritage bekannt zu geben, dass Gusenbauer seine Weltrekordplakette großzügigerweise seiner Sammlung zur Aufbewahrung und Ausstellung in der gestiftet hat Weltmuseum für Leichtathletik (MOWA).

Selbst eingefleischte österreichische Fußballfans, die sich nicht für Leichtathletik interessieren, erinnern sich an diesen Weltrekord. Ältere Fans waren an diesem denkwürdigen Nachmittag vielleicht selbst im Wiener Stadion, jüngere Fans wissen das vielleicht, denn 1,92 m ist im Fußball immer die Rede; Gusenbauer brach seinen Weltrekord im Pre-Match-Programm der EM-Qualifikation zwischen Österreich und Schweden (1:0).

Kurz darauf erhielt sie als Anerkennung für ihre Leistung die traditionelle World Athletics (damals IAAF) Weltrekordplakette. Diese seltene Erinnerung hat sie nun dem Welterbe Leichtathletik vermacht. Sein Geschenk hat nun einen Ehrenplatz im World Athletics Museum.

Ein Weltrekord nach Maß

Die 1,92 m war ein Weltrekord nach Maß. Eigens für Gusenbauer war ein Hochsprung-Wettkampf mit drei Teilnehmern ausgeschrieben worden. Das erklärte Ziel war der Weltrekord und sie nahm an, da sie sich in der Form ihres Lebens fühlte.

Vor dem Wettkampf am 4. September hatte sie in der Saison 1971 in fünf Wettkämpfen – insgesamt 15 Versuchen – den Weltrekord von 1,92 m aufgestellt und einige Wochen zuvor mit 1,87 m den Europameistertitel gewonnen. Der Weltrekord von Iolanda Balas mit 1,91 m stand 10 Jahre lang, aber Gusenbauer hatte das Gefühl, dass sie ihn schlagen musste.

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Der Hochsprung-Wettkampf startete etwa anderthalb Stunden vor Anpfiff des Fußball-Länderspiels. Zum angekündigten Weltrekordversuch waren bereits rund 30.000 Zuschauer im Stadion. Viele Fußballfans werden sich im Nachhinein darüber geärgert haben, dass sie nicht rechtzeitig erschienen sind.

Alles war angerichtet für Gusenbauers Höhenflug an diesem Nachmittag – im wahrsten Sinne des Wortes. Damals gab es im Stadion nur eine Aschebahn, sogar der Anlauf vor dem Hochsprung war Asche. Allerdings hatte Roland Gusenbauer, Ilonas Ehemann und Trainer, immer eine Plastikmatte in seinem Auto, die er auch für Ilona im Wiener Stadion ausrollte. Es war eine bessere Sprungbasis für die geplanten Weltrekordsprünge.

Gusenbauer, damals erst 23 Jahre alt und Mutter der dreieinhalbjährigen Tochter Ulli, startete mit 1,70 m in den Wettkampf. Dort hatte sie auch mit den folgenden Höhen von 1,74 m, 1,77 m und 1,80 m keine Probleme und meisterte diese gleich bei ihren ersten Versuchen. Dann kamen, wie befürchtet, die kritischen Höhen von 1,83 m und 1,86 m, die sie im zweiten Versuch meisterte. Dann sprang sie im ersten Versuch weitere 1,89 m. Die Messlatte lag bei 1,92 m.

Die österreichische „Kronen Zeitung“ hielt den Sprungweltrekord fest: „Ein konzentrierter Anlauf, ein kraftvoller Sprung, energische Strecken über die Latte – und Ilona hatte es geschafft.“ Dann noch ein ungläubiger Blick auf die Latte, die leicht im Wind wackelte blieb aber oben. Neuer Weltrekord!“

Mit einer weiteren Überschreitung hatte Gusenbauer erstmals die 1,92m überwunden.

„Es war ein toller Tag, ein verrückter Tag“, erinnert sie sich. „Mein Puls war vor dem Sprung verrückt. Es sollte nicht zu hoch sein, aber ich hatte den Willen, an diesem Tag einen Weltrekord zu brechen.

Ilona Gusenbauer mit ihren Weltrekorden

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Ilona Gusenbauer mit ihren Weltrekordzahlen (© Kristian Bissuti)

Balas entthront

Der legendäre Balas wurde entthront. Von 1956 bis 1961 war der Rumäne der Hochspringer aller Zeiten. Sie stellte 14 Weltrekorde auf, den ersten 1956 mit 1,75 m, den letzten am 16. Juli 1961 in Sofia mit 1,91 m. Balas feierte 150 Siege in Folge und wurde 1960 und 1964 Olympiasieger.

Im vorangegangenen Winter hatte Gusenbauer auch den Hallen-Weltrekord von Balas gebrochen, indem er am 6. Februar 1970 in Wien 1,87 m überwand, um einen Zentimeter zu Balas‘ Neunjahresrekord hinzuzufügen. Bei der ersten Halleneuropameisterschaft einen Monat später, ebenfalls in Wien, steigerte Gusenbauer ihren Rekord auf 1,88 m, ein Jahr später sogar auf 1,89 m.

Nach seiner Rekordfahrt 1971 und seiner starken Hallensaison 1972 gehörte Gusenbauer zu den Favoriten für Olympia in München. Gleichzeitig befeuert es die seit 1968 geführte Debatte darüber, ob Frauen mit dem Fosbury-Flop oder dem Straddle höher springen können.

Die erste Resonanz kam in München, als die 16-jährige Ulrike Meyfarth sensationell Gold auf dem Springflop holte und den Weltrekord von 1,92 m einstellte – genau ein Jahr nach Gusenbauers Rekordsprung. In einem unvergesslichen Wettkampf holte Gusenbauer mit 1,88 m Bronze. Yordanka Blagoeva wurde Zweite, ebenfalls mit 1,88 m, dann verbesserte die Bulgarin drei Wochen später den Weltrekord auf 1,94 m.

Gusenbauers brillante Vorhersagen

Obwohl Meyfarth mit dem Flop poppte, war der Straddle noch lange nicht tot. 1971 sagte Gusenbauer voraus, dass Frauen eines Tages 2,00 m mit dem Grätsche und 2,10 m mit dem Flop springen würden. Tatsächlich war Rosemarie Ackermann am 16. August 1977 in Berlin die erste Frau der Welt, die einen Abstand von 2,00 m sprang, während der aktuelle Weltrekord seit dem 30. August 1987 von der Bulgarin Stefka Kostadinova gehalten wird, als sie beim Sprung über 2,09 m floppte Weltmeisterschaften in Rom.

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Seit den Erfolgen von Gusenbauer sind 50 Jahre vergangen. Gusenbauer, der die Ruhe des niederösterreichischen Landes liebte und eine Leidenschaft für die Malerei hatte, wird als einer der größten Leichtathleten Österreichs in die Geschichte eingehen.

Vor dem Zweiten Weltkrieg hatten Sprinterinnen wie Maria ‚Mitzi‘ Keller, Hilde Lahr und Adele Bierbrauner oder Werferinnen wie Hilda Köppl und Lisl Perkaus (Schießen und Diskusschießen), von denen die meisten leider schon in Vergessenheit geraten waren, für Weltbestleistungen oder Offizielle gesorgt Weltrekorde. Nach 1945 stellten jedoch nur noch Herma Bauma im Speerwurf (1947 und 1948) und Liese Prokop im Fünfkampf (1969) Leichtathletik-Weltrekorde für Österreich auf – und Gusenbauer, dessen Weltrekordplakette nun das Welterbe der Leichtathletik zur Schau stellt das Museum der Weltleichtathletik.

Olaf Brockmann für World Athletics

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