Laut einer neuen Veröffentlichung der Österreichischen Nationalbank ist das Geldvermögen der österreichischen Haushalte erstmals seit der Finanzkrise 2008 zurückgegangen. Grund dafür ist die nach wie vor schwierige Wirtschaftslage.
Gemessen wurde dieser Rückgang sowohl bei Privathaushalten als auch bei privaten Non-Profit-Organisationen wie Gewerkschaften, Verbänden oder Hilfsorganisationen.
Insbesondere die ungünstige Entwicklung der Kurse von Aktien und Anlagezertifikaten führte zu erheblichen Vermögensverlusten im ersten Halbjahr 2022. Dennoch floss weiterhin ein erheblicher Teil der Finanzmittel in diese Anlageformen, während die Einlagen lediglich getätigt wurden bis zu einem kleinen Teil.
Diese Entwicklung hat sich besonders stark ausgewirkt, da viele Haushalte seit Beginn der Pandemie ihre Mittel deutlich in Aktien und Anlagezertifikate umgeschichtet haben.
„Die Erholung der Weltwirtschaft nach der Pandemie wurde durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine abrupt unterbrochen“, eröffnete eine Pressekonferenz bei der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), die die Ergebnisse veröffentlichte. 2021 war aufgrund eingeschränkter Konsummöglichkeiten noch eine sehr hohe Sparquote von 12% zu beobachten.
„Hohe Energiepreise, die die Inflation anheizen, und das allmähliche Abklingen der Auswirkungen der Pandemie führen dazu, dass wir jetzt mit einer viel niedrigeren Sparquote als in den vergangenen zwei Jahren rechnen können“, erklärte Landeshauptmann-Stellvertreterin Haber.
Österreichische Haushalte investierten 2021 24,2 Milliarden Euro, etwas weniger als die 28,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2022 erreichten die Geldanlagen mit 7,2 Milliarden Euro in etwa das Niveau des gleichen Zeitraums 2019. Das Geldvermögen der inländischen Haushalte belief sich zum Ende des ersten Halbjahrs 2022 auf 799 Milliarden Euro, 3,4 Milliarden Euro % niedriger als Ende 2021.
„Dieser erstmals seit der Finanzkrise 2008 zu verzeichnende Rückgang ist insbesondere auf den Kursrückgang bei Aktien und Anlagezertifikaten zurückzuführen“, erklärte Johannes Turner, Leiter der Statistikabteilung der OeNB. Seit Beginn der Pandemie ist diese Anlageform deutlich gefragter als zuvor.
Zwischen 2020 und dem ersten Halbjahr 2022 wurden knapp 40 % der Geldanlagen des Haushaltssektors in Aktien und Anlagezertifikate investiert, was zunächst ebenfalls kräftige Kursgewinne brachte. Allerdings führte die volatile Entwicklung der Aktienmärkte im ersten Halbjahr 2022 zu Verlusten von 18 Milliarden Euro.
Seit Beginn der Pandemie hat sich auch die Struktur der Geldanlagen stark verändert: Seit 2020 fließt nur noch jeder zweite Euro in Einlagen, im Vergleich zu 3 von 4 zwischen 2015 und 2019. Ähnliche Entwicklungen sind auch bei vielen anderen zu beobachten Länder der Eurozone.
Die österreichischen Haushalte bevorzugen weiterhin Sichteinlagen gegenüber gebundenen Einlagen. Dies wirkt sich auch auf die langfristige Zusammensetzung des Geldvermögens aus, die derzeit mit einem Anteil von 27 % von Sichteinlagen dominiert wird. Vor der Finanzkrise machte diese Anlageform nur 10 % aus. Im gleichen Zeitraum hat sich die Nachfrage nach gebundenen Einlagen gegenläufig entwickelt: Sie haben massiv an Gewicht verloren und machen derzeit 11 % des Vermögens aus.
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