Pocken haben die Wikinger bereits geplagt
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Bisher hat die Wissenschaft den Ursprung gefährlicher Pocken in Afrika oder Asien vermutet. Jetzt fand ein internationales Team heraus: Die Wikinger haben bereits gelitten – und es gibt eine weitere Überraschung.
P.Bis zur Ausrottung im Jahr 1980 galt Ocken als eine der schlimmsten Seuchen der Menschheit. Nur im 20. Jahrhundert fielen zwischen 300 und 500 Millionen Menschen dieser Infektionskrankheit zum Opfer, die sich durch Tröpfchen und Staub ausbreitet. Sogar in den Jahrhunderten zuvor erforderte diese Krankheit eine schreckliche Blutbelastung.
Barbara Mühlemann und Terry Jones vom Institut für Virologie der Universitätsklinik Charité in Berlin haben nun zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Kopenhagen genetische Proben von 1.867 Menschen untersucht, die seit 31.630 Jahren in Eurasien leben. Die Forscher hatten eine große Überraschung.
Sie berichten in der wissenschaftlichen Zeitschriftmit welchen 13 dieser Leute Pocken wurden infiziert. Elf von ihnen starben zwischen 603 und 1050 n. Chr. In den Wikingersiedlungsgebieten Nordeuropas, Großbritanniens und Westrusslands. Die beiden anderen wurden im 19. Jahrhundert in Westrussland beigesetzt.
Die Entdeckung ist überraschend, da viele Virologen die Wikinger in Bezug auf Pocken nicht ins Visier genommen haben. Forscher fanden zuvor den Ursprung der Infektionskrankheit in Afrika oder Asien, wo der Vorfahr der Nagetierpockenviren möglicherweise auf den Menschen übergegangen ist. Von dort aus breitete sich die Krankheit auf den Rest der Welt aus – gemäß der vorherigen Theorie.
Funde von Mumien in Ägypten mit Pocken-Narben zeigten, dass die Infektionskrankheit dort behandelt worden war. Spätere römische Legionen hätten Pocken an Rhein und Donau bringen können, im 8. Jahrhundert schleppten die Mauren sie auf die iberische Halbinsel. Die Kreuzfahrer verbreiteten es dann auf den Rest Europas. Erst 1980 endeten die immer wieder aufflammenden Epidemien mit Impfungen.
Das Genom des Pockenvirus bei den Wikingern passt nicht zu diesem Bild: „Das Genom dieser Viren zeigt deutlich, dass sie zu einer völlig anderen Linie gehörten als die Pocken, die im 20. Jahrhundert noch weit verbreitet waren“, erklärt der Charité-Virologe Terry Jones raus. Das Erbgut der Viren der beiden im 19. Jahrhundert in Russland verstorbenen Menschen ist den Pockenviren des 20. Jahrhunderts sehr ähnlich.
„Der Erreger ist also möglicherweise mehr als einmal von Nagetieren auf Menschen gesprungen“, schließt Terry Jones. Die Viren könnten sich dann in verschiedenen Linien entwickelt haben.
Die Wikingerpocken könnten unter den Wikingern relativ weit verbreitet gewesen sein, schließen die Forscher aus ihren Ergebnissen. Dennoch scheint dieser Erreger heute verschwunden zu sein. „Wir wissen einfach nicht, warum die Pocken der Wikinger ausgestorben sind, ob sie vor tausend Jahren passiert sind oder ob dieser Erreger bis zum 20. Jahrhundert verschwunden ist“, erklärt die Wohltätigkeitsvirologin Barbara Mühlemann.
Die tiefere genetische Analyse zeigte, dass einige Gene im Wikingerpockenvirus aktiv waren, das in späteren krankheitsverursachenden Linien nicht mehr funktionierte und das Immunsystem des Infektionsopfers dämpfte.
Bei modernen Pockeninfektionen können jedoch übermäßige Immunreaktionen auftreten. Ärzte beobachten auch die gefährlichen „Zytokinstürme“ bei Covid 19 und Influenzapatienten auf Intensivstationen. Die Wikingerpocken hätten milder sein können als die Pocken des 20. Jahrhunderts.
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