Trotz der teilweisen Sperrung sinkt die Anzahl neuer Koronainfektionen nicht. Jetzt will Bundeskanzlerin Merkel vor Weihnachten eine Einigung über zusätzliche Maßnahmen erzielen. Zuvor hatten einige Staats- und Regierungschefs bereits strengere Regeln gefordert.
Bundeskanzlerin Angela Merkel strebt eine Einigung über weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der Koronapandemie vor Weihnachten an. Bei der Sitzung der Fraktion der Union sprach Merkel nach Angaben der Teilnehmer von einer „sehr schwierigen Situation“. Mit den derzeitigen Maßnahmen werde das Land „den Winter nicht überstehen“, wurde der Bundeskanzler gegenüber der Nachrichtenagentur AFP zitiert. Mit dem Prinzip der Hoffnung kommt man nicht weiter.
Merkel beklagte sich darüber, dass „zu viel über Glühweinstände gesagt wird“ und zu wenig über Krankenschwestern und Krankenschwestern „. Sie lobte jedoch zusätzliche Maßnahmen für Corona-Hotspots in einigen Bundesländern.
Müssen Geschäfte wieder schließen?
Kanzlerchef Helge Braun hatte zuvor um ein erneutes Treffen von Merkel und den 16 Ministerpräsidenten vor Weihnachten gebeten. „Wenn es uns gelingt, vor Weihnachten einstimmig über eine Straffung zu entscheiden, sind wir da“, sagte der CDU-Politiker von „Bild“. Er forderte neue Maßnahmen in den Schulen, eine Diskussion über den Einzelhandel und einen Ausgleich im öffentlichen Nahverkehr.
Nach der geplanten Lockerung der Corona-Regeln um Weihnachten plant die Bundeskanzlei nach einem Bericht der Zeitung „Bild“, die Maßnahmen ab dem 27. Dezember erheblich zu verschärfen. Dementsprechend sollten alle Geschäfte in Deutschland mindestens bis zum 3. Januar schließen – mit wenigen Ausnahmen wie der Lebensmitteleinzelhandel.
„Schlampiger Umgang mit Koronaanforderungen“
Von den Bundesländern waren bereits Aufrufe zu einem neuen Top-Treffen zu hören.
CSU-Chef Markus Söder hatte gesagt, er betrachte den schlampigen Umgang mit den Koronaanforderungen als Grund für die konstant hohe Anzahl von Infektionen. „An einigen Stellen hat es einen Mäander gegeben“, sagte der bayerische Ministerpräsident vor einer Videokonferenz des CSU-Vorstands in München. Aus diesem Grund ist auch die zweite Infektionswelle heimtückischer.
„Das derzeitige System reicht nicht aus“, sagte Söder ARD Morgenmagazin. „Die Zahlen bleiben stabil, es gibt jeden Tag neue Infektionen, die Zahl der Todesfälle steigt.“ Er machte deutlich, dass er vor Weihnachten ein weiteres Treffen der Bundes- und Landesregierungen erwartete, um zu erörtern, wie bei der Pandemie vorgegangen werden soll.
Zuletzt wurden die Koronamaßnahmen bis zum 10. Januar verlängert. Die nächste Premierministerkonferenz ist eigentlich für den 4. Januar geplant. Der bayerische Regierungschef sieht die deutschen Bürger als verpflichtet an, sich konsequenter an die Richtlinien zu halten. Um die Infektionszahlen wieder zu senken, sei eine „Änderung der Mentalität“ erforderlich, sagte Söder. Jeder muss sich bewusst sein, wie ernst die Situation ist.
Ansprüche aus NRW und dem Saarland
Die Landesregierungen Nordrhein-Westfalen und Saarland hatten auf einen einheitlichen Ansatz und einen raschen neuen Bundeslandgipfel gedrängt. „Wenn sich die Gesamtsituation nicht umgehend verbessert, erscheint bundesweit ein noch restriktiverer Ansatz erforderlich, um die Zahl der Neuinfektionen überall deutlicher zu reduzieren“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann.
„Die Tatsache, dass Länder mit einem bundesweit zusätzlich herausfordernden Infektionsprozess weitere Maßnahmen ergreifen, entspricht der Logik der gemeinsamen Entscheidung von Ministerpräsident und Bundeskanzler“, erklärte er. Nordrhein-Westfalen ist weiterhin auf die enge Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern angewiesen.
Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans forderte die Rücknahme der für Silvester geltenden Ausnahmen. „Wir dürfen jetzt kein Risiko eingehen“, sagte er dem „Spiegel“. Die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester sollte nicht der Treiber des Infektionsprozesses sein. Es muss einheitlich gehandelt werden.
Nach Weihnachten sollten „überall in Deutschland die alten, strengeren Corona-Regeln“ zurückgegeben werden, fügte Hans hinzu. Daher sollte nach Möglichkeit in der kommenden Woche eine neue Diskussion auf höchster Ebene zwischen Bund und Ländern stattfinden.
Jung für regionale Straffung
Stadtratspräsident Burkhard Jung (SPD) hatte sich für eine regionale Straffung ausgesprochen. „Wenn in Sachsen eine Inzidenz von über 200 oder jetzt insgesamt über 300 erreicht wurde, ist es unbedingt erforderlich, noch einige Wochen stärker zu sperren“, sagte Jung im ARD Morgenmagazin. Andernfalls kann die Infektionssituation nicht unter Kontrolle gebracht werden.
Er stellte die angekündigte Lockerung über die Feiertage in Frage. „In Deutschland insgesamt müssen wir darüber sprechen, ob die geplante Lockerung für Weihnachten und Silvester tatsächlich korrekt ist.“
40 Prozent mehr Intensivpatienten als im Frühjahr
Die Krankenhäuser forderten auch den Rückzug der angekündigten Lockerung. Die Situation in vielen Kliniken sei bereits stressig, sagte der Leiter der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, das Handelsblatt.
„Wir haben heute 40 Prozent mehr Intensivpatienten als im Frühjahr, und anders als im Frühjahr ist dies keine kurzfristige Situation, sondern seit Wochen der Fall, ohne dass wir ein Ende sehen können.“
Die Inzidenz von sieben Tagen steigt auf das Maximum
Am Montagabend meldete das Robert Koch-Institut innerhalb von 24 Stunden 12.332 neue Koronainfektionen. Vor einer Woche wurden mehr als 1.000 weniger Neuinfektionen gefunden. Die Zahlen sind normalerweise am Montag niedriger, da am Wochenende weniger Tests und weniger Daten übertragen werden. Die sogenannte siebentägige Inzidenz steigt auf maximal 145,9.
Der Wert gibt an, wie viele Menschen innerhalb von sieben Tagen pro 100.000 Einwohner infiziert sind. Dies bedeutet, dass sich der Wert wieder von der von Bund und Ländern angestrebten Schwelle von 50 entfernt. Der Wert in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, bei dem kürzlich sinkende Zahlen zu verzeichnen waren, ist inzwischen über den Wert von 50 gestiegen.
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