Das Geschäftsklima hat sich im November weiter verschlechtert und zeigt, dass die Wirtschaft auf immer schwächerer Basis in die vierte Welle der Pandemie eingetreten ist.
Die deutsche Wirtschaft ist in die vierte Welle der Pandemie eingetreten, da sich das Geschäftsvertrauen bereits verschlechtert hat. Deutschlands wichtigster Frühindikator fiel im November den fünften Monat in Folge auf 96,5 nach 97,7 im Oktober. Der ifo-Index befindet sich nun auf dem niedrigsten Stand seit Februar dieses Jahres. Sowohl die aktuelle Einschätzung als auch die Erwartungskomponente haben sich abgeschwächt.
Das Risiko einer Stagnation oder gar Rezession zum Jahresende ist deutlich gestiegen
In diesem Stadium und mit der Eskalation der vierten Welle der Pandemie sind alle traditionellen Frühindikatoren tatsächlich zu retrospektiven Indikatoren geworden. Sie zeichnen ein Bild der wirtschaftlichen Aussichten vor dem Hintergrund der Lieferkettenfriktionen, nicht der Pandemie. Daher wird es notwendig sein, die Vertrauensindikatoren vom Dezember abzuwarten, bevor man sich eine bessere Vorstellung von den wirtschaftlichen Auswirkungen der vierten Welle der Pandemie machen kann.
Deutschland hat in den letzten Tagen bereits strengere Restriktionen eingeführt, ist aber noch weit von der österreichischen Situation entfernt. Das könnte sich bald ändern. Österreich ist nicht nur ein sehr guter Frühindikator dafür, was in Deutschland bei Infektionen und Regierungsmaßnahmen passieren wird, auch die Nachricht von heute Morgen, dass sich SPD, Grüne und FDP auf eine Koalition geeinigt haben, könnte Veränderungen bringen. Deutschlands Reaktion auf die Vierte Welle litt unter einem Machtvakuum, die Aufsichtsregierung war nicht bereit, härtere Maßnahmen zu beschließen, die neue Regierung war noch nicht bereit und möglicherweise nicht bereit, mit strengeren Beschränkungen eine neue Ära zu beginnen. Die erwartete Pressekonferenz der Führer der voraussichtlich neuen Regierung heute Nachmittag könnte Aufschluss über die bevorstehenden Beschränkungen und möglichen Maßnahmen geben.
Zurück zum Wirtschaftsausblick: Die deutsche Wirtschaft litt bereits unter anhaltenden Reibungen in der Lieferkette, einer höheren Inflation im Allgemeinen und steigenden Energie- und Rohstoffpreisen im Besonderen. Sowohl im zweiten als auch im dritten Quartal ging die Industrieproduktion trotz gut gefüllter Auftragsbücher und geringer Lagerbestände zurück. Der einzige Vorteil für die Branche besteht darin, dass sie nur bestimmte Inputs benötigt, um zumindest eine kurzfristige Erholung der Aktivität zu erreichen. Strukturell gesehen wird es jedoch bis zum Frühjahr nächsten Jahres dauern, bis sich die Lieferkettenfriktionen abschwächen und damit der deutschen Industrieproduktion zugutekommen. Für die Gesamtwirtschaft sprach die Kombination aus Lieferkettenfriktionen, steigenden Energiepreisen und allgemein steigender Inflation bereits im letzten Quartal des Jahres für eine deutliche Abschwächung der Konjunktur. Die vierte Welle der Pandemie könnte die Wirtschaft nun an den Rand einer Stagnation oder gar einer technischen Rezession treiben. Zwar hat sich die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft an Lockdowns, unterstützt durch staatliche und Zentralbankmaßnahmen, seit März 2020 deutlich gestärkt.
Der heutige Ifo-Index zeigt, dass sich die Stimmung der deutschen Wirtschaft vor der Eskalation der vierten Pandemiewelle weiter verschlechtert hat. Das verheißt nichts Gutes für die kommenden Monate. Das Risiko einer Stagnation oder gar Rezession der deutschen Wirtschaft zum Jahresende ist deutlich gestiegen.
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