Die Augen sind das Fenster zur Seele, heißt es – manche sagen auch „Spiegel“. Die Idee dahinter: Augen drücken innere Gefühle ohne Umwege aus – sie eröffnen uns Einsichten, die sonst unzugänglich bleiben würden. In einer Studie mit schwer depressiven Patienten stellten Forscher des Max-Plack-Instituts für Psychiatrie in München (MPI) fest, dass dies tatsächlich sehr praktisch ist: Es gibt tatsächlich eine physiologische Grundlage für diese Annahme.
Bei Menschen mit Depressionen sind die Hauptsymptome eine verminderte Fähigkeit, sich zu amüsieren, und Lustlosigkeit. In diesem Zusammenhang haben sich Wissenschaftler lange gefragt, wie genau diese Krankheit mit dem Belohnungszentrum im Gehirn zusammenhängt. Wenn eine Person aufgeregt ist, weil sie beispielsweise etwas in einem Spiel gewonnen hat oder eine besondere Belohnung erhält, erweitern sich die Schüler leicht. Die Forscher des MPI konnten nun zeigen, dass diese Regelung bei depressiven Menschen gestört ist.
Hochfrequenz-Eyetracker
Im Rahmen der Studie spielten die Teilnehmer ein Spiel im Magnetresonanztomographen (MRT), bei dem kleine Geldsummen gewonnen werden konnten. Hinter dem Präsentationsbildschirm wurden schnelle Eyetracker positioniert, mit denen Augenbewegungen mit hoher Präzision bei 250 Bildern pro Sekunde gemessen wurden. Im Spiel waren die Teilnehmer drei verschiedenen Reizen ausgesetzt: der Aussicht auf Belohnung („Belohnungsstimulus“), einem neutralen Reiz („neutraler Reiz“) und einem Kontrollreiz, für den keine Reaktion provoziert wurde („Nichtantwortreiz“).
Beim ersten Vorschlag gab es einen deutlichen Unterschied: Wenn es einen Gewinn gab, waren die Schüler der Depression signifikant weniger aufgeregt als die der Teilnehmer aus der gesunden Kontrollgruppe. Es gab auch eine Korrelation zwischen der Erweiterung der Pupille und dem Schweregrad der Depression.
Basis für erweiterte Diagnose
Die Studie zeigt somit, dass ein Belohnungseffekt für depressive Menschen tatsächlich weniger attraktiv ist. Infolgedessen aktiviert die Aussicht darauf das Nervensystem der kranken Person weniger als bei nicht kranken Menschen. Studienleiter Prof. Dr. Victor Spoormaker und sein Team vermuten „ein physiologisches System, das die häufig gemeldeten Antriebsstörungen bei Patienten teilweise erklären kann“.
Neben körperlichen Untersuchungen basieren psychiatrische Diagnosen weitgehend auf Botschaften und beobachtbarem Verhalten. Das MPI hält biologisch messbare Faktoren für nützlich, um im Rahmen einer genaueren Diagnostik individuellere Behandlungsmethoden anbieten zu können. Beispielsweise könnte Patienten, deren Pupillen weniger stark reagieren, wenn sie belohnt werden, eine gezieltere medikamentöse Therapie angeboten werden. Es wird jedoch noch viel Forschung notwendig sein, bevor daraus ein neuer Klassifizierungsschlüssel entwickelt werden kann.
(bsc)
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