Schritte zum Rücktritt
Seit 2019 wird gegen Sebastian Kurz und seine Österreichische Volkspartei (ÖVP) wiederholt von der österreichischen Wirtschaftsstrafverfolgungs- und Korruptionsbehörde (WKStA) ermittelt. Im Rahmen der sogenannten „Ibiza“-Affäre kamen Nachrichten zwischen Bundeskanzler Kurz und dem damaligen Generalsekretär Thomas Schmid ans Licht, die letztlich sowohl zu einem Misstrauensvotum gegen Sebastian Kurz im Parlament als auch zu dessen Amtsenthebung im Mai 2019 führten September 2019 kandidierte er erneut als Spitzenkandidat der ÖVP, gewann die Wahl und bildete mit den Grünen eine Regierung.
In den vergangenen Tagen wurden neue Anklagen gegen den österreichischen Bundeskanzler erhoben. Die WKStA fand Hinweise darauf, dass mit Steuergeldern eine positive Medienberichterstattung über Kurz und seine ÖVP finanziert wurde. Insbesondere die Manipulation von Umfrageergebnissen im Jahr 2016, als der damalige österreichische Außenminister Kurz begann, um Parteivorsitz und Kanzleramt zu buhlen. Wieder einmal waren es Chatnachrichten zwischen Kurz und seinen Verbündeten, die den Verdacht auf Bestechung und Korruption offenlegten. Auch wenn die meisten der aufgetauchten Beiträge keine strafrechtliche Relevanz haben, werfen sie doch ein wenig schmeichelhaftes Licht auf Kurz.
Am 6. Oktober, drei Tage bevor Kurz seinen Rücktritt verkündete, durchsuchten Ermittler die Zentrale der ÖVP in Wien. Außerdem wurden das Bundeskanzleramt und die Büros des Finanzministeriums durchsucht. Während die eigene Partei hinter Kurz stand und ihm die Treue schwor, wurden Forderungen aus der Opposition, insbesondere der rechten FPÖ, lauter, Kurz solle sein Amt niederlegen. Wie schon 2019 wurde am Dienstag ein Misstrauensvotum gegen Kurz ausgerufen. Dass auch der Koalitionspartner Grüne einen „lupenreinen“ Ersatzmann für Kurz als Kanzler benannt hat, um die Regierungsarbeit mit der ÖVP fortzusetzen, dürfte eine Wende herbeigeführt haben und Kurz seinen Rücktritt bekannt geben.
Ohne den Rücktritt von Kurz hätte Österreich eine echte Regierungskrise und wahrscheinlich Neuwahlen erlebt. Von nun an kann die aktuelle Regierung im Amt bleiben, wobei abzuwarten bleibt, ob sich aus den Ermittlungen neue Erkenntnisse ergeben, die am Ende doch noch zu einem Sturz der Regierung führen könnten.
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