Torsten Blum ist Oberarzt an der Berliner Lungenklinik Heckeshorn in der Helios-Klinik Emil von Behring. Ende Juni und Anfang Juli betreuten Ärzte der Ambulanz viele Patienten mit anhaltender Atemnot. Der einzige gemeinsame Nenner: Überlebte Covid-Krankheiten, die nicht schwierig waren.
Die entscheidende Frage für Blum ist: Heilt dieser Lungenschaden noch – oder doch? Wie viele Kollegen warnte er auch sechs Monate nach den ersten Covid-Fällen in China davor, die Pandemie herunterzuspielen. „Wir erwarten eine zweite Welle im Herbst.“ Und noch immer hat kein Arzt diese Krankheit vollständig verstanden.
In vielen deutschen Koronastatistiken erscheint „Genesen“ in den Fallnummerntabellen. Aber heißt das wieder passen? Die Deutsche Vereinigung für Pneumologie und Atemwegsmedizin (DGP) hat diesbezüglich Zweifel. Bilder aus dem Computertomographen zeigten, dass viele Patienten mehr oder weniger schwere Lungenschäden hatten, heißt es.
Das Universitätsklinikum Augsburg hat kürzlich Fotos nach Obduktionen veröffentlicht. Die Lungen einiger Koronaopfer sahen furchterregend aus – durchbohrt wie ein Schwamm, und die Augsburger Ärzte kamen zu dem Schluss, dass der Schaden nicht durch Belüftung, sondern höchstwahrscheinlich durch das Virus verursacht wurde. Was bedeutet das für die Lebenden? „Es wird vermutet, dass dies langfristige Konsequenzen haben könnte“, sagt Blum. „Besonders im Bereich der Lunge.“
Es geht nicht nur um Covid-Patienten, die schon lange Fans sind. „Wir wissen, dass es im Bereich der Lunge Narben geben kann.“ Wesentliche Fragen betreffen hauptsächlich die leichteren Fälle. Leute, die nicht ins Krankenhaus mussten. „Dieses neue Coronavirus kann auch langfristige oder sogar dauerhafte Folgeschäden in der Lunge verursachen“, sagt Blum. Konkret bedeutet dies: Kurzatmigkeit – insbesondere bei Anstrengung.
„EIN Corona-Infektion ist nicht so harmlos, wie jetzt oft vorgeschlagen wird », fügt der Patient Boulgakov hinzu. Das Virus machte ihn krank, obwohl Risikofaktoren wie frühere Krankheiten, Fettleibigkeit, Rauchen und Alter nicht zutreffen. Boulgakov ist Mitte vierzig und gut ausgebildet. Er tanzte am Moskauer Bolschoi-Theater, später für das Berliner Staatsballett – das bedeutet mehr als zwei Jahrzehnte Leistungssport. Er arbeitet seit dem Ende seiner Ballettkarriere als Busfahrer. Er hat nie geraucht.
Boulgakov ist schwierig. Er habe sich drei Jahre lang nicht krank gemeldet, sagt er stolz. Aber Ende April fühlte er sich plötzlich schwach und bekam hohes Fieber. Auf Anraten der Ärzte führte er am 4. Mai einen Koronatest durch: positiv. Das Gesundheitsamt riet ihm dann: „Nehmen Sie Paracetamol oder rufen Sie einen Krankenwagen.“ Er fühlte sich allein gelassen.
Wann ist Corona so gefährlich, dass Sie den Krankenwagen rufen sollten? „Das Schlimmste waren die Nächte“, erinnert er sich. Schmerzen, Albträume, Zukunftsangst: die Söhne von nur fünf und sechs Jahren, der Kredit für die Wohnung, seine Frau freiberuflich tätig. Wie soll das funktionieren, wenn er stirbt? Boulgakov rief keinen Krankenwagen. Das Fieber ging zurück, aber er fühlte sich wochenlang extrem schwach.
Wenn Blum mehr als zwei Monate später eine Computertomographie von Boulgakovs Lunge betrachtet, sieht er viele gesunde Schnitte, wechselt sich aber auch mit pathologischen Veränderungen im Gewebe ab. Ärzte nennen diese weißen Streusel Milchglaspatronen, sie sind Entzündungsherde. Diese können später zu Narben werden. Für eine Vorhersage ist es zu früh, fasst der Arzt zusammen. Der nächste Termin ist in drei Monaten. Boulgakov berichtet, dass es ihm viel besser geht. „Aber es ist nicht mehr so wie früher.“
Bisher wurden mehr als 40 Personen mit Covid-19 in die Berliner Lungenklinik von Blum aufgenommen. Der Virus ist neu. „Am Anfang hatten wir kein klinisches Gefühl für die Patienten“, sagt der Arzt. „Und ich habe immer noch großen Respekt vor dem neuen Corona-Virus SARS-CoV-2. Weil ihm die Lunge nicht alles ist.
„Dieses Virus kann auch den Herzmuskel, den Darm, die Nieren, die Blutgefäße und das Nervensystem schädigen“, sagt er. Wie oft und in welchem Umfang? Große Fragezeichen. Eine britische Studie beschrieb das Schicksal Ende Juni in der Zeitschrift „The Lancet Psychiatry“ – ohne zu behaupten, repräsentativ zu sein. Alle Patienten entwickelten Komplikationen als schwere Fälle in mit Covid-19 assoziierten Kliniken. Dazu gehören Schlaganfälle sowie Gehirninfektionen und sogar Psychosen.
Selbst Patienten in Deutschland, die anfangs nicht ernsthaft krank erschienen, erlitten Herzinfarkte, Schlaganfälle, Lungenembolien oder Thrombosen in den Beinvenen, berichtet Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektionskrankheiten der Münchner Klinik Schwabing. Die Zahl der Betroffenen ist gering. Es sind deutlich weniger als zehn Prozent der Patienten in der Klinik – und damit etwas weniger als ein Prozent aller registrierten Infizierten.
Wendtner sieht auch ein langfristiges Risiko. „Einige Patienten werden langfristige Probleme haben. Ich denke, wir werden auch neue klinische Bilder nach Covid-19 erzeugen. „Das Coronavirus kann nicht nur die Lunge, sondern letztendlich jede Zelle im Körper befallen“, fügt Christoph Spinner von der Klinik rechts von der Isar an der Technischen Universität München hinzu. „Es besteht kein Zweifel, dass Covid 19 eine systemische Erkrankung ist.“
dpa
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