Ungarns polarisierender Ministerpräsident Viktor Orban traf vergangene Woche in Wien mit dem österreichischen Bundeskanzler Karl Nehammer zusammen. Das Treffen war einerseits von gemeinsamen Freundschaftsbekundungen, aber auch von Differenzen zwischen den beiden Staatsmännern geprägt.
Es war ein Treffen, das von Anfang an ominös war. Das ohnehin heikle Treffen mit dem umstrittenen ungarischen Ministerpräsidenten wurde durch einen Skandal auf Seiten Orbans noch erschwert. Der ungarische Politiker war in der vergangenen Woche in den Medien wegen angeblich rassistischer Äußerungen und eines unangebrachten Witzes mit Anspielung auf Massenmorde in deutschen Konzentrationslagern heftig kritisiert worden.
Daraufhin forderte Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, Karl Nehammer auf, Orban entgegenzutreten und Druck auf den österreichischen Bundeskanzler auszuüben.
Es wurden jedoch keine Entschuldigungen für die gesprochenen Worte erhalten. Orban betonte, dass er Nehammers Überzeugungen „in Fragen des Antisemitismus und Rassismus“ voll und ganz zustimme. Er ging sogar noch weiter und betonte, dass Ungarn stolz auf seine Errungenschaften im Kampf gegen Rassismus sei und dass Ungarn in diesen Fragen führend sei.
Migrationseinheit
Eines der wichtigsten Themen des Treffens war die illegale Migration in beiden Ländern. Hier waren sich die beiden einig und achteten darauf, auch in Zukunft zusammenzuhalten.
„Deshalb verständigen wir uns ungeachtet dessen, dass ich vielleicht eine andere philosophische Auffassung von Einwanderung und Migration habe als Ihr Bundeskanzler, über die konkreten Schritte, die zu unternehmen sind, im Bewusstsein, dass er auch im Interesse Österreichs ist, dass Ungarn seine südlichen Grenzen schützt, “, sagte Viktor Orban in einer Erklärung nach dem Treffen in Wien.
Die bereits bestehende polizeiliche Zusammenarbeit mit Ungarn reichte nicht aus: Serbien wurde als geostrategischer Partner benötigt, der aufgefordert war, seine Südgrenze zu schützen. Österreich habe deshalb Orbans Vorschlag für eine gemeinsame Konferenz mit Serbien angenommen, um der „irregulären Migration“ ein Ende zu setzen.
Ungarische Skepsis gegenüber ukrainischer Strategie
Auch der Krieg in der Ukraine war ein wichtiges Gesprächsthema. Orban betonte, dass der Krieg in seiner bisherigen Form aus seiner Sicht nicht zu gewinnen sei. Nach Ansicht Ungarns ist das Konzept, dass die NATO die Ukraine mit Waffen und Offizieren ausbildet, während die Ukrainer gegen die Russen kämpfen, ein Konstrukt, das sich für die Ukraine bereits als nicht zu gewinnen erwiesen hat. Ohne einen Strategiewechsel sieht Orban keine Chance für den lang ersehnten Frieden.
Orban kritisierte seinerseits auch die EU-Sanktionsstrategie gegen Russland, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, und warnte auch vor einer zukünftigen Kriegswirtschaft und Rezession. Die obligatorische Rationierung von Erdgas „ist das erste Anzeichen einer Kriegswirtschaft“, sagte Orban. Er befürchtet eine kriegszerrüttete Wirtschaftslage, in der die gesamte EU in eine unaufhaltsame Rezession absinken könnte.
Harmonische Wirtschaftsbeziehungen
Die beiden Gesprächspartner waren von der Harmonie der Wirtschaftsbeziehungen zwischen beiden Ländern überzeugt. Mit 2.000 Unternehmen ist Österreich die zweitgrößte Investment-Community in Ungarn. Ungarn sei den österreichischen Investoren dankbar und werde auch in Zukunft daran arbeiten, sie anzuziehen, versicherte Ministerpräsident Orban.
Büro des ungarischen Ministerpräsidenten
Österreichisches Bundeskanzleramt
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/bundeskanzleramt/nachrichten-der-bundesregierung/2022.html
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